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Das subkutane Fettgewebe - Ein Eldorado für Diabetesforscher

Pressemitteilung: BERLIN-CHEMIE AG

Menarini-Preis 2012 verliehen

Die Preisverleihung Die BERLIN-CHEMIE AG stiftet alljährlich den Menarini-Preis für herausragende wissenschaftliche Forschungsprojekte auf dem Gebiet des Diabetes mellitus. In diesem Jahr fördert die mit 15.000 Euro dotierte Auszeichnung Dr. med. Knut Mai von der Charité Berlin. Der Oberarzt an der Medizinischen Klinik für Endokrinologie, Diabetes und Ernährungsmedizin erforscht die Zusammenhänge zwischen dem subkutanen Fettgewebe und Diabetes mellitus. Mit dem Preisgeld möchte Mai die regionale Steroidaktivität in unterschiedlichen subkutanen Fettgewebsdepots genauer analysieren und prüfen, inwiefern Assoziationen mit Parametern der Insulinsensitivität bestehen.

Fett ist nicht gleich Fett. Auch Laien wissen inzwischen: Die Apfelform ist "gefährlicher" als die Birnenform, ein größerer Taillenumfang geht mit einer Verschlechterung diverser metabolischer und kardiovaskulärer Parameter einher. Der Taillenumfang erfasst sowohl das viszerale als auch das subkutane abdominelle Fett, daher kann zwangsläufig nicht zwischen den Effekten dieser beiden Fettdepots unterschieden werden. Durch seinen hohen Anteil von rund 60 % hat das abdominelle Subkutanfett jedoch vermutlich ebenfalls einen Einfluss auf diverse metabolische Prozesse. Im Rahmen der aktuellen Jahrestagung der Deutschen Diabetes Gesellschaft wurde nun in Stuttgart ein Forscher mit dem Menarini-Preis 2012 ausgezeichnet, der den komplizierten Aspekten der verschiedenen Fettgewebe auf den Grund gehen möchte.

Metabolische Charakterisierung der Fettdepots

In den letzten Jahren mehrten sich dank epidemiologischer Studien die Erkenntnisse über die unterschiedlichen - lageabhängigen - metabolischen Eigenschaften des subkutanen Fettgewebes. Jedoch, so erläutert Preisträger Dr. med. Knut Mai: "Eine umfassende Charakterisierung der unterschiedlichen subkutanen Fettgewebsdepots ist noch nicht ausreichend erfolgt. Gerade Unterschiede hinsichtlich des lokalen Glukosestoffwechsels und dessen systemische Effekte sind bisher wenig untersucht."

Bekannt ist, dass auch Steroide, insbesondere Glukokortikoide, die periphere Insulinsensitivität beeinflussen. Dies erfolgt unter anderem über die Regulation der lokalen Glukokortikoid-Spiegel. Die Rolle der 11β-Hydroxysteroid-Dehydrogenase Typ 1 (11β-HSD-1) wurde bereits eingehend untersucht: Dieses Enzym scheint auch im Fettgewebe eine Bedeutung für die lokale Insulinsensitivität zu besitzen.[1,2] "Zudem stellt das Fettgewebe auch ein Aldosteron-Zielorgan dar. Beide Steroid-Pathways können somit modifizierend auf die metabolischen Eigenschaften der verschiedenen subkutanen Fettgewebedepots einwirken", sagt Mai.

Funktionelle Relevanz im Fokus

Bereits in früheren Untersuchungen konnte Mai mit seinen Kollegen zeigen, dass der lokale Steroidstoffwechsel eng mit Veränderungen der Insulinsensitivität assoziiert ist.[1] "Unterschiede hinsichtlich verschiedener subkutaner Fettdepots sind diesbezüglich jedoch noch nicht untersucht", sagt Mai. Der Facharzt für Innere Medizin möchte daher mit Hilfe des Preisgeldes in Höhe von 15.000 Euro eine Charakterisierung der unterschiedlichen Steroid-Pathways durchführen und deren funktionelle Relevanz in verschiedenen subkutanen Fettgewebsproben analysieren.

Unter dem Titel "Regionale Steroidaktivität in unterschiedlichen subkutanen Fettgewebsdepots - Assoziation mit Parametern der Insulinsensitivität" sollen 20 insulinresistente Probandinnen untersucht werden. Mai plant mit seinem Forschungsteam bei diesen Frauen mittels Biopsie subkutanes Fettgewebe aus zwei unterschiedlichen Körperregionen zu entnehmen (paraumbilikales Subkutanfett und subkutanes Fettgewebe aus dem Bereich der Hüfte). Den Fokus seiner Forschung legt Mai dabei in erster Linie auf Unterschiede hinsichtlich der Funktion der 11β-HSD-1, aber auch auf die Insulin-Signalkaskade und den Glukosestoffwechsel.

"Wir stellen uns nun die Frage: Inwieweit ist eine mögliche unterschiedliche Aktivität der Steroidsignalwege mit unterschiedlichen Insulinsignalen im subkutanen Fettgewebe assoziiert?", erklärt Mai seinen Forschungsansatz. "Gleichzeitig werden wir die Gesamtkörper-Insulinsensitivität messen und eine sehr ausführliche Phänotypisierung dieser Patienten durchführen, um von der rein lokalen Ebene wegzukommen und Aussagen über den Gesamtkörpermetabolismus treffen zu können."

Ein weiteres Rädchen im Gefüge

"Der Diabetes mellitus ist keine monogene Erkrankung, viele Faktoren spielen eine Rolle bei seiner Entstehung", betont Mai. Die Forschung der vergangenen Jahre belege einen gewissen Stellenwert des Enzyms 11β-HSD-1. Allerdings sieht Mai in den aktuellen Entwicklungen, zum Beispiel in den Inhibitoren dieses Enzyms, zwar eine weitere Option für das therapeutische Gesamtkonzept, aber kein Mittel, das den Diabetes heilt. Im Hinblick auf seine eigene Forschungsleistung bleibt Mai sehr bescheiden: "Unsere Arbeiten fokussieren sich auf die Aufklärung der grundlegenden Mechanismen. Wir leisten mechanistische Arbeit." Eine weitere wichtige Grundlage, um das Gesamtgefüge des Diabetes mellitus besser zu verstehen.

Dr. med. Knut Mai wurde 1972 in Halle an der Saale geboren. Von 1992 bis 1999 studierte er Medizin an der Berliner Humboldt-Universität. Seine Doktorarbeit verfasste er an der Klinik für Nuklearmedizin zum Thema "Vergleichende Betrachtung der kardialen Perfusion und Innervation vor und nach Bypassoperation - Eine Doppelnuklidstudie mit 201-Thallium und I-123-MIBG". Mai ist Facharzt für Innere Medizin und arbeitet als Oberarzt an der Medizinischen Klinik für Endokrinologie, Diabetes und Ernährungsmedizin der Charité. Er leitet zudem eine Forschungsgruppe am Experimental and Clinical Research Center (ECRC), Charité Campus Buch. Mai war von 2008 bis 2010 Gastdozent an der Oceania University of Medicine, Samoa, und hat bereits mehrere Auszeichnungen im Bereich Endokrinologie erhalten.

Quellen

  1. Mai K, Andres J, Bobbert T et al. Clin Endocrinol (Oxf) 2007; (67): 419-425.
  2. Wake DJ, Homer NZ, Andrew R et al. J Clin Endocrinol Metab 2006; (91): 4682-4688.

Bildunterschrift: v. l. n. r.: Dr. Stephan Silbermann, BERLIN-CHEMIE AG; Dr. Knut Mai, Menarini-Preisträger 2012; Prof. Dr. Horst Harald Klein, Laudator, und Prof. Dr. Eckhard Lammert.
Bildquelle: Dirk Deckbar, Berlin Copyright BERLIN-CHEMIE AG

zuletzt bearbeitet: 18.05.2012 nach oben

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