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Glück und Diabetes

Seminar zur Ernährung im Rahmen der Diabetes-Messe Münster

B. Braun hat mit seinem Symposium zum Thema "Glücklich wie ein Diabetiker" auf der Diabetes 2012 in Münster empfohlen, Aspekte aus der Glücksforschung in die Ernährungsberatung von Diabetikern zu integrieren. Im Zentrum der Veranstaltung stand die Frage, wie sich Menschen mit Diabetes zu einem gesünderen Lebensstil motivieren lassen. Referenten der Veranstaltung waren der Motivationscoach Hans Lauber aus Köln und die Ernährungswissenschaftlerin Dr. Ulrike von Herz. Ihr Rat: "Motivieren Sie Menschen mit Diabetes, sich gesund zu ernähren mit Speisezubereitungen, die glücklich machen."

"Wenn ein Motivationscoach und eine Ernährungswissenschaftlerin zum Thema Diabetes referieren, fühlen Sie sich schlagartig gesund", erklärte Hans Lauber aus Köln in seinem Vortrag "Vom Glück ein Diabetiker zu sein" anlässlich der Diabetestagung am 2. März in Münster. Lauber, bei dem 1999 ein Typ-2-Diabetes festgestellt wurde, hat eine eigene Methode entwickelt, den Diabetes zu kontrollieren. Er setzt dabei auf Bewegung und bewusstes Essen von mehreren kleinen Mahlzeiten pro Tag.

Bei Lauber hatte diese Ernährungsumstellung sowie ein sportliches Bewegungsprogramm nach einem Jahr zu völlig normalen Werten geführt ? ohne dass er Medikamente brauchte. Wichtig sei, den Diabetes als Teil des Körpers zu akzeptieren und nicht zu bekämpfen. Den Zuhörern rät er sogar, den Diabetes zu lieben. Die Krankheit weise genau darauf hin, was nicht in Ordnung sei. Wichtig sei auf die Qualität der Ernährung zu achten. Sein Rat ist: Genießen, aber aufhören, wenn es am schönsten ist. Diabetiker dürften alles, aber in Maßen. "Der gelegentliche Genuss eines Eisbechers ohne Reue gehört dazu", sagt er. Lauber hat aus seinen Erfahrungen heraus spezielle Kochrezepte entwickelt, die nicht nur gesund sind, sondern auch "ein bisschen glücklicher machen".

Das Empfinden von Zufriedenheit ist kulinarisch beeinflussbar. "In der Ernährung finden sich Botenstoffe, die ein Glücksgefühl hervorrufen oder verstärken können", beschreibt dazu Dr. Ulrike von Herz in ihrem Vortrag. Forscher hätten Serotoninrezeptoren im Dünndarm entdeckt, die Rückschlüsse auf einen Zusammenhang zwischen Essen und psychischen Wohlbefinden ziehen ließen. Da das menschliche Verdauungssystem eng mit dem Gehirn verknüpft sei, könne es schnell über den Nervus vagus oder Hormone Informationen ins Gehirn senden. So sei im Gehirn ein Belohnungszentrum gefunden worden, dass zum Beispiel mit Schokolade angeregt werden könne.

Entwicklungsgeschichtlich hat laut der Ökotrophologin die Kopplung der positiven Gefühle an bestimmte Lebensmittel den Sinn, unseren Organismus nachhaltig mit lebenswichtigen Nährstoffen zu versorgen. Diese Empfindungen werden im limbischen System gespeichert. Demnach können Zucker- und fettreiche Lebensmittel den Serotoninspiegel erhöhen und damit die Stimmung heben. Fünf Gramm Schokolade zeigten im Experiment schon eine beruhigende Wirkung.

"Viele Menschen sind schnell frustriert, wenn die Ziele zu groß sind", beschreibt Dr. Ulrike von Herz ihre Erfahrungen aus der Ernährungsberatung. Sie sähen nur noch Verbote. Genuss müsse das Mittel zum Zweck sein. Ob eine Ernährungsumstellung klappe, hänge von der Motivation des Patienten und den dabei ausgelösten Gefühlen beim Essen ab. Nicht nur das falsche Essen, sondern auch die falschen Gefühle könne das Übergewicht fördern. Wichtig für Schulung und Beratung sind deshalb Kenntnisse über Glückskiller wie Neid, Vergleiche oder Perfektionismus. Wer das große Ziel vor Augen habe, verliere den Blick für die vielen kleinen schönen Dinge und Erfolge.

Grundsätzlich ratsam sei es, Glückskiller des Alltags zu vermeiden. Regelmäßige Aktivitäten, die gut tun, reduzieren Stress: "Dazu gehören Bewegung und Entspannung genauso wie ein Stück Schokolade. Für Lauber bedeutet das, sich für die großen und kleinen Erfolge immer wieder zu belohnen. Nur das führe letztendlich zum Erfolg. Schnell kann ein Mensch mit Diabetes auf seine schlechten Blutwerte oder sein Übergewicht reduziert werden, dahinter steckt auch ein Mensch der gerne lacht, im Chor singt oder Briefmarken sammelt, in der Sonne döst oder nach dem Laufen die heiße Dusche genießt.

In Zwillingsstudien konnte gezeigt werden, dass Glück nur zu zehn Prozent von äußeren Umständen wie Partnerschaft, Gesundheit etc. abhängig ist. Danach ist das Glücksempfinden zu 40 Prozent selbst beeinflussbar und 50 Prozent Veranlagung.

zuletzt bearbeitet: 08.03.2012 nach oben

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