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Bessere Versorgungslösungen für Migranten mit Diabetes

Internationaler Tag der Migranten am 18. Dezember 2011

In Deutschland leben 7,1 Millionen ausländische Staatsbürger. Mindestens 600.000 von ihnen haben Diabetes. Die Dunkelziffer liegt jedoch weitaus höher, vermuten Experten. Denn aufgrund der bestehenden kulturellen, sprachlichen und Bildungsbarrieren lässt sich die tatsächliche gesundheitliche Lage von Menschen mit Migrationshintergrund nur schwer erfassen. Anlässlich des Internationalen Tages der Migranten am 18. Dezember 2011 fordert diabetesDE den Ausbau geeigneter Schulungs- und Behandlungskonzepte für Betroffene mit Diabetes.

"Verlässliche Schätzungen zum Versorgungsstand von Menschen mit Diabetes und Migrationshintergrund in Deutschland fehlen", kritisiert Dr. med. Batuhan Parmakerli, Facharzt für Allgemeinmedizin und Vorsitzender der AG "Diabetes und Migranten" der Deutschen Diabetes-Gesellschaft (DDG). "Grund hierfür ist der mangelnde Austausch mit dieser Bevölkerungsgruppe und der damit für eine erfolgreiche Prävention und Therapie wichtige Einblick in deren Lebenswandel." Behandlungsangebote für Diabetes seien daher hierzulande nicht ausreichend auf die Bedürfnisse von Menschen mit Migrationshintergrund zugeschnitten, so der Experte.

Nicht nur die sprachlichen Hürden erschweren die Versorgung dieser Patienten, auch das unterschiedliche Bildungsniveau sei ein großes Problem: Einige Betroffene sind Analphabeten und können sich über ihre Erkrankung nicht ausreichend informieren. "Das hat fatale Folgen, denn viele Migranten bleiben aus Angst vor der Sprachbarriere den Schulungen ganz fern", erklärt Diabetesberaterin Elisabeth Schnellbächer, Vorstandsvorsitzende des Verbands der Diabetes-Beratungs- und Schulungsberufe in Deutschland e. V. (VDBD). Außerdem haben sie häufig keine Kenntnisse darüber, wie sie eine flexible Insulintherapie und die notwendigen Stoffwechselselbstkontrollen sowie deren Dokumentation durchführen können. Das sind Faktoren, die das Diabetes-Selbstmanagement erheblich erschweren und das Risiko von Folgeerkrankungen erhöhen.

Türkische Mitbürger stellen die größte Gruppe von Menschen mit Migrationshintergrund und Diabetes in Deutschland dar. Von ihnen sind etwa 280.000 an Diabetes erkrankt. Daher hat die DDG im vergangenen Jahr gemeinsam mit dem VDBD und diabetesDE den "Gesundheitspass Diabetes" in deutsch-türkischer Sprache herausgegeben. Der Pass entstand in Zusammenarbeit mit der Türkischen Diabetes-Stiftung und Frau Professor Sehnaz Karadeniz. Er trägt dazu bei, dass Migranten Unterweisungen und Schulungen einfacher folgen können, und er vereinfacht die Kommunikation zwischen türkisch sprechenden Betroffenen und ihrem therapeutischen Team. Außerdem können Interessierte den Diabetes-Dolmetscher von diabetesDE nutzen, um sich bei Bedarf schnell mitteilen zu können.

Weitere Informationen im Internet:

zuletzt bearbeitet: 15.12.2011 nach oben

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