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Nicht nur Zucker verursacht Spätschäden bei Diabetes mellitus

Herausragende Diabetes-Forscherin aus Heidelberger ausgezeichnet

Professor Dr. Angelika Bierhaus, Medizinische Universitätsklinik Heidelberg, erhält den Camillo Golgi Preis 2011

Professor Dr. Angelika Bierhaus Spätfolgen einer Diabeteserkrankung, wie Nerven-, Nieren- oder Herzkreislaufschäden, lassen sich nur zum Teil durch einen gestörten Blutzuckerspiegel erklären. Auch aggressive Stoffwechselverbindungen, die sich im Körper der Patienten ansammeln, tragen dazu bei und eignen sich als potentielle Angriffspunkte für neue Therapieansätze.

Für diese wegweisenden Forschungsarbeiten ist Professor Dr. Angelika Bierhaus, Arbeitsgruppenleiterin an der Medizinischen Universitätsklinik Heidelberg, Abteilung Medizinische Klinik I und Klinische Chemie (Ärztlicher Direktor: Professor Dr. Dr. Peter Nawroth), am 13. September in Lissabon mit dem Camillo Golgi Preis 2011 der Europäischen Gesellschaft für Diabetesforschung (European Association for the Study of Diabetes, EASD) ausgezeichnet worden. Der bedeutende europäische Forschungspreis ist mit 20.000 Euro dotiert und würdigt herausragende Beiträge auf dem Gebiet der Histopathologie, Pathogenese, Prävention und Therapie der Komplikationen des Diabetes mellitus.

Aggressive Moleküle sammeln sich im Körper an

Nach Daten der International Diabetes Federation (IDF) leiden in Deutschland 12 Prozent der Bevölkerung im Alter zwischen 20 und 79 Jahren an Diabetes, überwiegend Typ-2-Diabetes, auch Altersdiabetes genannt. Die chronische Erkrankung führt zu Spätfolgen wie Nerven-, Nieren- oder Herzkreislaufschäden.

Forschungsergebnisse der letzten Jahre zeigen, dass diese Folgen nur zu rund elf Prozent durch den Blutzucker und die Dauer der Erkrankung zu erklären sind. "Selbst bei Patienten, deren Blutzuckerspiegel gut eingestellt ist, sammeln sich verstärkt aggressive Stoffwechselprodukte an, die im Körper z. B. chronische Entzündungen auslösen", erklärt Professor Angelika Bierhaus.

Zu diesen schädigenden Molekülen gehören reaktive Carbonylverbindungen, insbesondere Methylglyoxal (MG), wie Professor Bierhaus in ihren Forschungsarbeiten zeigen konnte. Die Moleküle sind in hochkomplexe Stoffwechselvorgänge eingebunden. "Wir wissen jetzt, dass diese sehr reaktionsfreudigen Verbindungen zu den Hauptverursachern von Diabetes-Folgeschäden zählen. Sie führen z. B. dazu, dass Diabetespatienten chronische Nervenschmerzen entwickeln", so die Preisträgerin.

Warum sich schädigende Stoffwechselverbindungen im Körper von Diabetes-Patienten ansammeln und warum diese nicht abgebaut werden, möchte Professor Bierhaus in zukünftigen Projekten weiter untersuchen. Hierbei könnten sich auch Ansatzpunkte für neue Behandlungsstrategien entwickeln. "Bislang gibt es noch keine zufriedenstellende Therapie, die Folgeschäden bei Diabetes verhindern kann", erklärt die Diabetesforscherin.

Nobelpreisträger Camillo Golgi

Der italienische Mediziner und Physiologe Camillo Golgi (1843-1926) erhielt 1906 den Nobelpreis für Medizin in Anerkennung seiner Arbeit über die Struktur des Nervensystems. Nach ihm ist eine spezielle Färbetechnik (Golgi-Färbung) benannt, mit der Nervenzellen mikroskopisch sichtbar gemacht werden können. Auch der Golgi-Apparat, ein Reaktionsraum innerhalb von Zellen, trägt seinen Namen.

Weitere Informationen: http://www.klinikum.uni-heidelberg.de/AG-Bierhaus.111668.0.html

Bildunterschrift: Professor Dr. Angelika Bierhaus bei der Preisverleihung am 13. September in Lissabon.
Bildquelle: European Association for the Study of Diabetes (EASD)

Diese Pressemitteilung wurde über den - idw - versandt.

zuletzt bearbeitet: 15.09.2011 nach oben

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