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Krankheit oder Gene?

Wissenschaftler können genetischen Einfluss auf den Stoffwechsel nachweisen

Internationale Fachmagazine veröffentlichten die Greifswalder Forschungsergebnisse

Wenn der Hormonhaushalt gestört ist, gerät der menschliche Körper schnell aus dem Gleichgewicht. Dabei wird man künftig eine neue Frage stellen müssen. Ist die Abweichung aktuell krankheitsbedingt oder liegen die Ursachen in den Erbanlagen? Greifswalder Wissenschaftler haben jetzt nachgewiesen, dass die Konzentration zentraler stoffwechselregulierender Hormone im Blut genetisch bedingt ist. Die Ergebnisse der Studien sind in den renommierten medizinischen Zeitschriften "Human Molecular Genetics" (Januar) und "PLoS GENETICS" (April) veröffentlicht worden.

Wissenschaftler des Metabolic Center am Institut für Klinische Chemie und Laboratoriumsmedizin und des Interfakultären Instituts für Genetik und Funktionelle Genomforschung haben gemeinsam internationale Forschungskonsortien gegründet, um die erbliche Regulation von Hormonen zu ergründen. Daran sind zehn Forschungseinrichtungen aus acht Ländern beteiligt.

Als Basis dienten die Untersuchungsdaten und Blutproben der seit 1997 laufenden Greifswalder Bevölkerungsstudie "Gesundheit in Vorpommern" SHIP (Study of Health in Pomerania) mit über 7.000 Probanden und mittlerweile drei Untersuchungswellen. Dabei setzt die interdisziplinäre Arbeitsgruppe des Metabolic Center, bestehend aus Hormonexperten (Endokrinologen), Labormedizinern, Biochemikern und Versorgungsforschern (Epidemiologen), modernste analytische und statistische Verfahren ein.

In der jüngsten Untersuchung standen insbesondere die Hormone insulin like growth factor (IGF-I) und Dehydroepiandrostendionsulfat (DHEAS) im Fokus. Beide Hormone steuern eine Reihe von physischen und psychischen Vorgängen und werden mit allgemeinen Alterungsprozessen in Verbindung gebracht. In enger Kooperation mit den Wissenschaftlern des Interfakultären Instituts für Genetik und Funktionelle Genomforschung konnten dabei erstmals bisher nicht bekannte genetische Faktoren identifiziert worden, die einen Einfluss auf die Hormonregulation haben.

"Damit können neuartige Einblicke in den menschlichen Stoffwechsel und auftretende Störungen gewonnen sowie individualisierte Therapieansätze erschlossen werden", erklärte Dr. Georg Homuth, Arbeitsgruppenleiter im Interfakultären Institut für Genetik und Funtkionelle Genomforschung. Genetische Auswirkungen auf den Hormonspiegel könnten zukünftig ein anderes medizinisches Herangehen erfordern, beispielsweise bei der Diagnostik oder medikamentösen Behandlung.

Die Wissenschaftler des Metabolic Center befassen sich schwerpunktmäßig mit diesen Botenstoffen des menschlichen Körpers und deren Einfluss auf Erkrankungen wie Typ-2-Diabetes und Osteoporose. In begleitenden Analysen der Daten der SHIP-Studie konnten die Wissenschaftler belegen, dass Abweichungen dieser Hormone im Blut häufig mit Übergewicht und Adipositas, einer Leberverfettung und der Entwicklung eines Typ-2-Diabetes verknüpft sind. "Diese hormonbedingten Stoffwechselstörungen sind nicht nur mit häufigen Erkrankungen, sondern auch mit einer geringeren Lebenserwartung verbunden", betonte Prof. Henri Wallaschofski. Das habe die Auswertung der Verlaufsbeobachtung von bereits verstorbenen Teilnehmern der Studie ergeben. "Der genetische Einfluss auf den Stoffwechsel könnte ein Grund sein, warum Arzneimittel nicht bei allen Patienten den gleichen Erfolg zeigen."

"Ziel ist es, eine individuelle Diagnostik mit Risikoanalyse, Lebensstilberatung und Therapie zu etablieren und den wissenschaftlichen Schwerpunkt für Stoffwechselerkrankungen an der Universitätsmedizin weiter auszubauen", erläuterte Prof. Matthias Nauck, Direktor des Instituts für Klinische Chemie und Laboratoriumsmedizin. Die Individualisierte Medizin ist das zentrale Forschungsthema an der Universitätsmedizin Greifswald (s. http://www.gani-med.de).

Diese Pressemitteilung wurde über den - idw - versandt.

zuletzt bearbeitet: 20.04.2011 nach oben

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