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Projekt "Diabetes im Klassenzimmer" geht an den Start
Erstmaliges und bisher einmaliges Projekt in Deutschland startet im August in Berlin
Ein Projekt des DBB-Landesverbandes Berlin in Zusammenarbeit mit dem DBB-Bundesverband, der Innungskrankenkasse Berlin/Brandenburg, der AOK Berlin, sowie der Senatsverwaltung für Bildung, Wissenschaft und Forschung des Landes Berlin.
"Diabetes im Klassenzimmer" lautet das Projekt des Deutschen Diabetikerbundes Landesverband Berlin e.V. das im Bundesland Berlin ab Mitte August 2010 starten wird. An vier Terminen im September, Oktober und November wird 60 Grundschullehrern die Möglichkeit geboten, sich im Umgang mit Kindern mit Diabetes fortzubilden.
Rund 400.000 Menschen in Deutschland haben Typ-1-Diabetes, darunter mindestens 15.000 Kinder im Alter bis 14 Jahre. In Berlin gibt es schätzungsweise 1.300 schulpflichtige Kinder mit Diabetes.
Typ-1-Diabetes ist eine Autoimmunerkrankung, bei der die Bauchspeicheldrüse kein Insulin mehr produziert. Die Ursachen dieser Krankheit sind nicht vollständig geklärt, ihre Häufigkeit nimmt aber ständig weiter zu. Die Neuerkrankungsrate steigt heute jährlich um circa 3,8 Prozent.
"Diabetes im Klassenzimmer" wird folgende Themenschwerpunkte behandeln:
- Verständnis des Krankheitsbildes Typ-1-Diabetes
- Verständnis von akuten Komplikationen wie Unterzuckerungen
- Hilfestellung bei konkreten Alltags- und Sondersituationen
- Diabetes in der Schule ? Probleme und Lösungen
- Blutzuckermessgeräte, Geräte zum Injizieren ? Theorie und Praxis
- Ernährung von Kindern mit Diabetes
- Sondersituationen im schulischen Alltag: Sport, Klassenfahrten, Geburtstagsfeiern
- Verbesserung der eigenen Handlungskompetenz (Möglichkeiten und Grenzen)
Damit künftig jeder Lehrer in Berlin die folgenden Fragen problemlos beantwroten kann.
- Darf das Kind mit zur Klassenfahrt?
- Wer spritzt dem Kind das notwendige Insulin?
- Woran erkenne ich einen echten Notfall - was ist dann zu tun?
- Wo finde ich weitere Unterstützung?
Warum dieses Projekt so wichtig ist und wie es zu der Idee kam
Mein Sohn (9 Jahre alt) hat einen Freund in der Grundschule der Typ-1-Diabetiker ist. Im Gespräch mit der Mutter erfuhr ich, dass sie schon ganz zufrieden sei, wenn ihr Sohn einmal mit einem Blutzuckerwert unter 200 mg/dl (11,1 mmol/l) nach Hause käme. Anmerkung: Ein dauerhafter Blutzuckerwert über 160 mg/dl (8,9 mmol/l) verursacht bei Diabetikern oft langfristige und schwere Folgeerkrankungen.
Ich habe dann an der Schule meines Sohnes eine Broschüre ausgelegt, die den Umgang mit Kindern mit Diabetes unterstützt. Nach kurzer Zeit wurde ich gebeten, weitere Broschüren bereitzustellen. Nachdem ich rund 40 ausgelegt hatte, wurde mir das große Interesse erst so richtig bewusst.
Fazit: Im Umgang mit dem Diabetes bei Kindern gibt es offensichtlich eine große Unsicherheit der Lehrer und einen enormen Informationsbedarf. Viele Eltern von Kindern mit Diabetes haben mir dies inzwischen bestätigt. Probleme bei der Teilnahme an Klassenfahrten, beim Essen im Unterricht, beim Sportunterricht, bei Ausflügen oder bei der Anmeldung im Kindergarten sind keine Seltenheit.
Bedauerlicherweise sind dies aktuelle Beispiele und keine aus der Zeit vor 40 Jahren. Die Zahl von betroffenen Kindern wird auch in den nächsten Jahren weiter zunehmen. Folglich werden sich immer mehr Lehrer mit dem Diabetes bei Kindern und Jugendlichen beschäftigen müssen.