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Gemeinsamer Bundesausschuss ignoriert Vorteile lang wirksamer Insulinanaloga

Pressemitteilung: Novo Nordisk Pharma GmbH

Therapiemöglichkeit mit modernen Insulinen für Typ-2-Diabetiker bedroht

Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) hat am 18.3. seine Entscheidung veröffentlicht, lang wirksame Insulinanaloga für Menschen mit Typ-2-Diabetes aus der Verordnungsfähigkeit durch die gesetzlichen Krankenkassen auszuschließen. Sollte diese Entscheidung Gesetzeskraft erlangen, müssen die damit behandelten Patienten auf Humaninsulin umgestellt werden.

Mit dieser Entscheidung ignoriert der Gemeinsame Bundesausschuss die Vorteile lang wirksamer moderner Insuline, wie die geringere Gefahr von Unterzuckerungen, und ordnet medizinische Erfordernisse rein finanziellen Interessen unter. Dabei wurden im Gutachten des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) durchaus Studien aufgeführt, die niedrigere Hypoglykämieraten bei Verwendung lang wirksamer moderner Insuline gegenüber Humaninsulin (NPH-Insulin) dokumentieren.[1] Weitere medizinische Aspekte wurden ebenso wenig in Betracht gezogen.

"Das ist ein schlechter Tag für die Menschen mit Typ-2-Diabetes, die von dieser Entscheidung betroffen sind", sagt Jörn Oldigs, Geschäftsführer Novo Nordisk Deutschland. "Wir bei Novo Nordisk haben uns seit den 1920-er Jahren selbst verpflichtet, die Menschen mit Diabetes zu betreuen und wir werden deren Interessen vertreten, um die beste Behandlung weiterhin verfügbar zu haben. In entwickelten Ländern haben sich Analoginsuline als Therapie der Wahl bei Ärzten und Patienten durchgesetzt aufgrund der therapeutischen Vorteile, die sie gegenüber Humaninsulin haben. Für uns ist diese Entscheidung, dass lang wirksame Analoginsuline auf dem Preisniveau von Humaninsulin erstattet werden sollen, unbegründet und nicht akzeptabel."

Der Einsatz lang wirksamer moderner Insuline hat in den letzten fünf Jahren deutlich zugenommen. Heute werden etwa eine halbe Million Patienten damit behandelt - was mehr als der Hälfte aller mit lang wirksamen Insulinen therapierten Menschen mit Diabetes in Deutschland entspricht. Das Bundesgesundheitsministerium wird den vom G-BA vorgelegten Beschluss innerhalb der nächsten zwei Monate prüfen.

Über Diabetes:

Die Zahl der Menschen in Deutschland mit diagnostiziertem Diabetes wird auf etwa 7,5 Mio. geschätzt. Zusammen mit der hohen Zahl derjenigen, die ebenfalls erkrankt, aber noch nicht diagnostiziert sind, wird die Prävalenz auf insgesamt 12 Prozent geschätzt.[2] Selbst von den diagnostizierten und behandelten Menschen mit Diabetes ist bei mehr als 40 Prozent die Blutzuckerkontrolle nicht ausreichend (HbA1c ≤ 7).[3] Von 1.000 Menschen mit Diabetes erleiden aufgrund ihrer Stoffwechselstörung innerhalb von 10 Jahren 189 einen Herzinfarkt, 192 einen Schlaganfall, bei 61 kommt es zum Nierenversagen, 32 müssen sich einer Fuß- oder Beinamputation unterziehen und 40 erblinden.[4] 2007 waren 71.500 Todesfälle in Deutschland nach Expertenschätzungen auf Diabetes zurückzuführen.[5]

Mindestens 12 Prozent der Kosten im deutschen Gesundheitswesen werden direkt oder indirekt durch Diabetes hervorgerufen.[6] Weniger als ein Zehntel davon entfällt auf Arzneimittel zur Behandlung des Diabetes. Die weitaus größten Kosten verursachen die Komplikationen oder Folgeerkrankungen und deren Behandlung, die maßgeblich durch eine unzureichende Diabeteseinstellung hervorgerufen werden.

Quellen

  1. IQWiG-Bericht 2009 Nr. 42: "Langwirksame Insulinanaloga zur Behandlung des Diabetes mellitus Typ 2".
  2. Diabetes Atlas 4th Edition, International Diabetes Federation 2009.
  3. Ott P, Benke I, Stelzer J, Köhler C, Hanefeld M. "Diabetes in Germany" (DIG) study. A prospective 4-year-follow-up study on the quality of treatment for type 2 diabetes in daily practice. Deutsche Medizinische Wochenschrift 2009: 291-7.
  4. Häussler B, Berger U: Bedingungen für effektive Disease-Management-Programme: Analyse, Bewertung und Lösungsansätze für Qualität und Finanzierung. Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft. 2004: 28.
  5. International Diabetes Federation 2006, IDF Diabetes Atlas - Third Edition http://da3.diabetesatlas.org/.
  6. International Diabetes Federation 2009, IDF Diabetes Atlas - Fourth Edition http://www.diabetesatlas.org/.

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zuletzt bearbeitet: 23.03.2010 nach oben

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