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Finanzierung des Gesundheitswesens

Pressemitteilung: Hans-Böckler-Stiftung

Wissenschaftlicher Rechercheservice der Hans-Böckler-Stiftung

Im Vorfeld des Deutschen Ärztetages werden Vorschläge geäußert, Patientinnen und Patienten eine höhere "Eigenverantwortung" aufzuerlegen. Das soll beispielsweise durch eine deutliche Erhöhung der Praxisgebühr geschehen. Solche Idee beruhen oft auf der Annahme, die soziale Pflichtversicherung ohne direkte Kostenbeteiligung biete Versicherten einen Anreiz, ihren individuellen Nutzen auf Kosten der Allgemeinheit zu maximieren und keine Rücksicht auf die beschränkten Ressourcen im Gesundheitswesen zu nehmen. Es existiere sogar der Anreiz, die eigenen Beiträge, etwa durch häufige Arztbesuche, wieder "hereinzuholen".

Für diesen sogenannten "Moral-Hazard"-Effekt gibt es aber keine belastbaren wissenschaftlichen Belege. Darauf weist Dr. Simone Leiber, Sozialexpertin des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts in der Hans Böckler-Stiftung (WSI) hin. Gesundheitsforscher, die in Metaanalysen die in den vergangenen Jahrzehnten angestellten Untersuchungen zu diesem Thema auswerteten, kämen zu einem anderen Ergebnis: "Gesundheitswissenschaftliche, versorgungsbezogene und klinische Studien legen vielmehr nahe, dass die Versicherten das System nicht ausnutzen wollen oder können."

Wenn höhere direkte Kostenbeteiligungen kurzfristig zu weniger Arztbesuchen führten, sei dieser Effekt "mit einer Reihe bedeutender Nebenwirkungen" verbunden, referiert Leiber den Forschungsstand: So wachse die Gefahr, dass insbesondere Versicherte mit niedrigen Einkommen Krankheiten verschleppten. "Neben den beachtlichen Negativfolgen für die betroffenen PatientInnen können dadurch die erhofften Kostenersparnisse langfristig konterkariert werden", schreibt die WSI-Expertin in einer aktuellen Analyse (siehe http://www.boeckler.de/pdf/pwsidiskp_163.pdf.

Weitere Untersuchungen zur aktuellen Entwicklung des Gesundheitssystems:

zuletzt bearbeitet: 19.05.2009 nach oben

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