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Deutschland - Land der Faulen und Feisten?

Jeder Dritte sitzt sich krank

In Deutschland regieren die Couch-Potatoes: Zwei von drei Bundesbürgern verbringen ihre Freizeit am liebsten auf dem heimischen Sofa. Nur jeder Fünfte treibt regelmäßig Sport, und bei der Wahl zwischen Fahrstuhl und Treppe entscheiden sich viele für die bequemere Alternative.

Im Job sieht es nicht anders aus, wie eine aktuelle Studie zeigt, die die Techniker Krankenkasse (TK) heute in Berlin vorgestellt hat. Jeder zweite Berufstätige sitzt den ganzen Tag am Computer. Die Folge: Schon heute sitzt sich jeder dritte Deutsche krank - Tendenz steigend.

"Unsere Studie zeigt, wie krank der Bewegungsmangel die Menschen macht. Während zum Beispiel jeder zweite Antisportler unter Rückenschmerzen leidet, sind nur halb so viele Aktive betroffen. Auch Herzinfarkt, Diabetes, Übergewicht und Depressionen sind für die Inaktiven eine deutlich größere Gefahr", sagt Karin Gangl, die die Studie beim F.A.Z.-Institut betreut hat.

Beunruhigend ist der Blick in die Zukunft: Kinder sitzen heute durchschnittlich zweieinhalb Stunden vor Fernseher oder Computer und bewegen sich nur noch halb so viel wie Gleichaltrige vor einigen Jahren. Und das bleibt nicht folgenlos. Wie die Studie zeigt, werden in jungen Jahren die Weichen gestellt - für ein Leben gesund in Bewegung oder krank vor dem Fernseher. Fast neun von zehn Erwachsenen, die in ihrer Kindheit keinen Sport getrieben haben, bewegen sich auch heute nicht regelmäßig. Dagegen haben zwei Drittel derjenigen, die als Kinder viel auf dem Sportplatz waren, auch heute noch Spaß an Bewegung. Die Hälfte von ihnen kann sich sogar "ein Leben ohne Sport nicht vorstellen".

Auch wenn es nie zu spät ist, mit Sport zu beginnen - je älter man wird, desto schwieriger ist es, den inneren Schweinehund zu überwinden. "Kinder haben einen natürlichen Bewegungsdrang. Es ist wichtig, dass Eltern, Erzieher und Lehrer sie darin bestärken und Gelegenheiten schaffen, in denen sie sich austoben können", sagt Professor Dr. Norbert Klusen, Vorsitzender des TK-Vorstandes. Sein Argument: Wer in jungen Jahren Spaß an Bewegung hat, bleibt wahrscheinlich auch ein Leben lang dabei. "Deshalb plädieren wir dafür, dass die Kinder sich in der Schule jeden Tag mindestens eine Stunde bewegen", so Klusen. Schulen und Kindergärten, die sich für mehr Bewegung engagieren, unterstützt die TK mit dem Projekt "Gesunde Schule" mit bis zu 5.000 Euro - über 300 haben bereits teilgenommen.

Doch auch für ältere und sogar chronisch kranke Menschen ist es nie zu spät, mehr Bewegung in ihren Alltag zu bringen - und es lohnt sich. Denn aktiv zu sein, beugt nicht nur vielen Krankheiten vor, sondern hilft auch, sie zu heilen: "Wir sollten Bewegung als eine Art Medizin begreifen, die wir regelmäßig einnehmen wie Arzneimittel auch", sagt der Sportmediziner Professor Dr. Martin Halle. Hier ist jedoch noch viel Überzeugungsarbeit nötig, wie die TK-Studie zeigt: So treibt nur jeder zehnte Befragte, der unter Herz-Kreislauf-Beschwerden leidet, und jeder achte Rückenschmerzpatient regelmäßig Sport. Obwohl fast jeder um die positiven Effekte des Sporttreibens weiß, locken die guten Argumente nur die Wenigsten vom Sofa.

Neben Verpflichtungen in Beruf und Familie ist der am zweithäufigsten genannte Hinderungsgrund der innere Schweinehund: Jeder dritte Befragte gab an, sich einfach nicht zum Sport aufraffen zu können. Und jeder zweite Sportmuffel hat deshalb ein schlechtes Gewissen. Sportexperte Halle rät ihnen, mit kleinen Schritten zu beginnen: "Es muss nicht aus jedem ein Leistungssportler werden. Schon kleine Bewegungseinheiten im Alltag, wie ein kurzer Spaziergang, können einen großen Unterschied machen." Setzt man sich dagegen zu hohe Ziele, ist Frust programmiert und gute Vorsätze sind schnell wieder dahin. "Eine Station früher aus dem Bus zu steigen und den Rest zu Fuß zu gehen oder die Treppe anstatt des Lifts zu benutzen, ist ein guter Anfang. Das kann jeder schaffen", sagt der Ärztliche Direktor der Poliklinik für Präventive und Rehabilitative Sportmedizin an der Technischen Universität München.

zuletzt bearbeitet: 23.10.2007 nach oben

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