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Bluthochdruck: In Halle eine unerkannte Volkskrankheit

Hypertonie, Übergewicht und Diabetes in Halle

In Deutschland ist Bluthochdruck eine Volkskrankheit. Auch in Halle - doch viele Betroffene wissen nichts von ihrer Erkrankung. Das ergab eine Studie an der Medizinischen Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Im Rahmen der so genannten CARLA-Studie (Studie zu cardiovaskulären Krankheiten, Leben und Altern in Halle) wurden von 1779 Einwohnern im Alter zwischen 45 und 83 der Gesundheitszustand und die Lebensgewohnheiten erfasst.

Gerade einmal ein Fünftel der Untersuchten hatte einen normalen Blutdruck. Von den Teilnehmern wussten bei den Männern 23 Prozent und bei den Frauen 16 Prozent gar nicht, dass ihre Blutdruckwerte teilweise deutlich erhöht waren. Besonders betroffen von diesem Problem waren jüngere Männer. Der Bluthochdruck ist einer der häufigsten und stärksten Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Ein zu hoher Blutdruck (Hypertonie, Blutdruckwerte über 140/90 mmHg) erhöht das Risiko, einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu erleiden, um etwa das Doppelte. Die auffällige Häufigkeit der Hypertonie in Halle deckt sich mit anderen Studien in Ostdeutschland. Diese Untersuchungen weisen auf einen deutlichen Ost-West-Unterschied hin.

Ein weiteres, gravierendes Ergebnis stellten die Wissenschaftler des Instituts für Medizinische Epidemiologie, Biometrie und Informatik gemeinsam mit der Universitätsklinik und Poliklinik für Innere Medizin III fest: "Viele Studienteilnehmer mit Bluthochdruck werden nicht oder nur unzureichend mit Medikamenten zur Bluthochdruckkontrolle behandelt", sagt Studienleiterin Dr. Karin Halina Greiser. So war bei etwa einem Drittel der Blutdruck trotz Einnahme von Medikamenten nicht unter Kontrolle.

Als zwei der möglichen Ursachen für die Hypertonie wurden Übergewicht und mangelnde körperliche Betätigung ausgemacht. "Unter den Studienteilnehmern ist nahezu die Hälfte leicht und ein Drittel stark übergewichtig", erklärt Alexander Kluttig, wissenschaftlicher Mitarbeiter des Instituts. Besonders die Zahl der stark Übergewichtigen liegt über dem Bundesdurchschnitt in der entsprechenden Altersgruppe. Erhöht war auch die Zahl der Personen mit einem zu hohen Cholesterinspiegel. Dabei hatten deutlich mehr Frauen als Männer erhöhte Werte. Unter Berücksichtigung des guten, schützenden HDL-Cholesterins liegen die Werte bei Frauen jedoch günstiger als bei Männern.

Personen mit Übergewicht besitzen ein deutlich größeres Risiko, an Diabetes mellitus Typ 2 (Altersdiabetes) zu erkranken. Unter den Studienteilnehmern leiden wissentlich 15 Prozent an dieser Erkrankung, zwei Prozent wissen nicht, ob sie erkrankt sind. Die Häufigkeit liegt in der Altersgruppe 45-55 Jahre bei sieben Prozent und in der Altersgruppe 75-83 Jahre bei 24 Prozent. In den alten Bundesländern ist die Diabeteshäufigkeit deutlich geringer. "Auch die Zahl der Herzinfarkte und Schlaganfälle liegt über dem bundesdeutschen Durchschnitt", hat Dr. Greiser herausgefunden.

Regelmäßige sportliche und körperliche Aktivität gilt als Schutzfaktor bezüglich des Risikos, einen Herzinfarkt oder einen Schlaganfall zu erleiden. Diese Aktivität hat einen positiven Einfluss auf das Körpergewicht, den Cholesterinspiegel und den Blutdruck. Die halleschen Frauen zeigten in der Untersuchung einen deutlich gesünderen Lebensstil als Männer. 43 Prozent der Frauen und 31 Prozent der Männer in der Altersgruppe betätigten sich sportlich.

Ob sich die gesundheitliche Situation der Einwohner Halles verbessert oder verschlechtert hat, soll die Fortsetzung der CARLA-Studie zeigen. Zwischen 2007 und 2009 planen die Wissenschaftler eine erneute Untersuchung eines jeden Studienteilnehmers. Alexander Kluttig: "Etwa vier Jahre nach der ersten Untersuchung wird jeder noch einmal eingeladen." Ziel sei es, Veränderungen etwa bei Gesundheitsverhalten oder Neuerkrankungen festzustellen. Die Studienleiterin unterstreicht daher: "Es ist ganz besonders wichtig, dass möglichst alle Eingeladenen auch an der Folgeuntersuchung teilnehmen." Befragt wurden und werden die Teilnehmer zu Lebensgewohnheiten, Ernährung, Medikamenteneinnahme, Umwelteinflüssen, gesundheitlichen Beschwerden und Vorerkrankungen. Blutdruckmessungen, EKG, Herz-Ultraschall, Pulswellenanalyse, Größen- und Gewichtsmessung sowie die Bestimmung von Blutfetten und Blutzucker werden als medizinische Untersuchungen durchgeführt.

Diese Pressemitteilung wurde über den - idw - versandt.

zuletzt bearbeitet: 22.02.2007 nach oben

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