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Eklat im IQWiG: Diabetiker Bund verlässt den Saal

Informationsfluss zu den Diabetikern unterbrochen

Zwei Tage nach dem Weltdiabetestag ist es am Donnerstag (16.11.) in Köln beim "Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen" (IQWiG) zu einem Eklat gekommen: Die dortige Anhörung über den Nutzen der "Insulin-Analoga" haben Vertreter des Deutschen Diabetiker Bundes (DDB) und weitere geladene Teilnehmer unter Protest verlassen.

Prof. Hermann von Lilienfeld-Toal (Gelnhausen) sollte bei der Anhörung in Köln den Deutschen Diabetiker Bund (DDB) vertreten - und damit die Interessen der Millionen Diabetiker in Deutschland; das IQWiG hatte zuvor einen "Vorbericht" erstellt, in dem es sinngemäß heißt, dass kurzwirksame Insulin-Analoga keinen Zusatznutzen für Typ-1-Diabetiker haben. Dieser Vorbericht sollte nun diskutiert werden, bevor das IQWiG einen abschließenden Bericht erstellt. Dann passierte folgendes:

Das hier ist meine Veranstaltung!
Zu Beginn der Anhörung stellte der DDB-Vertreter bei Moderator und IQWiG-Chef Prof. Peter T. Sawicki den Antrag, dass er die Diskussion auf Band aufzeichnen darf - denn auch das Institut ließ ein Band mitlaufen. Sawicki lehnte dies ab: "Das hier ist meine Veranstaltung, es ist keine öffentliche Veranstaltung, ich bin der Hausherr", sagte er. Von Lilienfeld-Toal verließ daraufhin unter Protest den Raum: "Die Frage der Insulin-Analoga geht die Öffentlichkeit an, weil das, was das Institut hier entscheidet, auf die Öffentlichkeit wirkt", sagt er. Im übrigen sei man "ein gebranntes Kind: Schon bei der Anhörung zum Einsatz der Insulin-Analoga beim Typ-2-Diabetes lief ein Band des IQWiG mit - aber erst Monate später und auch nur lückenhaft wurde der Mitschnitt dann im Internet zugänglich gemacht". Auch Vertreter des VFA (Verband Forschender Arzneimittelhersteller) und weitere Sitzungsteilnehmer verließen die Anhörung.

Manfred Wölfert, Bundesvorsitzender des Deutschen Diabetiker Bundes, ist empört: "Sawicki selbst spricht doch immer von Wissenschaftlichkeit, Evidenz, Transparenz: Da ist mir völlig unbegreiflich, wie er sich so verweigern kann!" Dadurch werde der Informationsfluss zu den Diabetikern unterbrochen und aufgehalten - "das können wir nicht akzeptieren."

Hintergrund: Das IQWiG ist ein unabhängiges wissenschaftliches Institut, das den Nutzen medizinischer Leistungen für Patienten untersucht. Es wurde im Zuge der Gesundheitsreform als private Stiftung gegründet und ist im Auftrag des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) oder des Bundesgesundheitsministeriums tätig. Es bewertet unter anderem Arzneimittel. So hat es kurzwirksame Insulin-Analoga für Typ-2-Diabetiker als "ohne Zusatznutzen" im Vergleich zum Humaninsulin bewertet. Der G-BA übernahm die Sichtweise, seit September sind die Analoga nicht mehr erstattungsfähig, solange sie mehr kosten als Humaninsulin.
Eine neuerliche IQWiG-Bewertung steht nun an, zu den kurzwirksamen Insulin-Analoga beim Typ-1-Diabetes.

zuletzt bearbeitet: 16.11.2006 nach oben

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