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Fastfood to go - disease to come

Deutsche kennen die Risiken und ignorieren sie

Der Trend zu ungesunden Ernährungsgewohnheiten verstärkt sich deutlich. Zu diesem Schluss kommt der Report "Ernährungsrisiken" der Techniker Krankenkasse (TK): Zwar sind die Menschen inzwischen bestens über gesunde Ernährung informiert und haben gute Vorsätze, können sich den einschleichenden Gewohnheiten einer globalisierten "Fastfood to go"-Gesellschaft aber immer weniger entziehen. Besonders Besorgnis erregend ist die Entwicklung bei den unter 25-Jährigen: Hier vereint sich Desinteresse an gesunder Ernährung mit einer starken Tendenz zu Fastfood und ungesunder Schnelllebigkeit.

Wunsch und Wirklichkeit driften bei der Ernährung immer weiter auseinander. So geben 98 Prozent der Befragten an, dass ihnen ihr Gewicht wichtig ist und sie dem gemeinsamen Essen in Ruhe mit dem Partner oder der Familie eine große Bedeutung zumessen. Auch bei den guten Vorsätzen sind die Deutschen vorbildlich: Jeder Fünfte versucht mehrmals im Jahr abzunehmen, und jeder Dritte möchte weniger Alkohol trinken. Fast jeder zweite Befragte meint, zu schnell zu essen und möchte sich für Mahlzeiten mehr Zeit nehmen.

Ernüchternd ist dagegen die Analyse der Ernährungsgewohnheiten: Obwohl praktisch jeder (unabhängig von Einkommen und Bildungsgrad) weiß, worauf es bei gesunder Ernährung ankommt, ignorieren die meisten dies im Alltag. Jeder zehnte Deutsche verzichtet morgens auf das Frühstück, ebenso viele essen häufiger als dreimal pro Woche Fertiggerichte und für jeden Zweiten gilt: "Ich esse, was mir schmeckt, egal ob es gesund ist oder nicht." Nur zwei Prozent der Befragten gaben an, als Vegetarier gar kein Fleisch zu essen.

Auch Vorlieben aus der Nachkriegszeit haben bis heute einen hohen Stellenwert. So bejahen vor allem Männer (46 Prozent), dass Fett zu einem guten Essen einfach dazugehört. Dies gilt vor allem für Menschen mit geringem Einkommen. Außerdem meint die Gruppe der Geringverdiener mehrheitlich, zu wenig Geld zu haben, um sich gesund zu ernähren. Dabei tendieren gerade einkommensschwache Familien (vor allem Männer) gleichzeitig stark zu Fleisch, Wurst und Fastfood - Lebensmittel, die im Vergleich zu gesünderen Nahrungsmitteln sogar teurer sind.

Gänzlich unbeeindruckt von den möglichen Gesundheitsrisiken ihrer Ernährungsgewohnheiten zeigen sich vor allem junge Menschen: 14 Prozent der unter 24-Jährigen essen in jeder Woche viermal und öfter Fastfood. Beinahe jeder Dritte in dieser Altersgruppe (29 Prozent) gab an, mehrmals täglich Eier, Wurst oder Fleisch zu essen. Auch die Herkunft und Inhaltsstoffe der Nahrungsmittel spielen für sie nur eine untergeordnete Rolle: Nur 33 Prozent der unter 24-Jährigen achten darauf beim Einkauf.

Ingesamt zeigt sich, dass die Schere zwischen dem Wunsch zu gesünderer Ernährung und den tatsächlichen Ernährungsgewohnheiten in allen Altersgruppen immer weiter auseinander geht. Dies gilt auch für die Umstände, unter denen gegessen wird. So hat sich eine regelrechte "to go"-Unkultur entwickelt, und der Anteil der Außer-Haus-Essen hat sich innerhalb der letzten zehn Jahre verdoppelt. Und selbst bei den Hauptmahlzeiten kann von Ruhe keine Rede mehr sein: Jeder Dritte beschäftigt sich schon beim Frühstück zusätzlich etwas anderem (hauptsächlich lesen), beim Mittagessen jeder Sechste. Abends ist der Fernsehen inzwischen für jeden dritten Befragten während des Essens ein ständiger Begleiter.

Das Fazit der bevölkerungsrepräsentativen Studie, für die das Forsa-Institut im April 2006 insgesamt 1004 deutschsprachige Bürger über 14 Jahren befragt hat: Es mangelt nicht am Wissen, sondern am Willen, am Durchhaltevermögen und an der Zeit. Doch der daraus entstehende innere Konflikt wird verdängt. So ist der Hälfte der Befragten weniger wichtig, was ihr Arzt von ihrem Gewicht hält. Auch der Rat der Experten, sich am Body-Mass-Index zu orientieren, stößt auf wenig Gegenliebe. Entscheidend für das eigene Wohlfühlgewicht ist, ob der Partner die Fettpölsterchen akzeptiert und ob die Lieblingsgarderobe noch passt.

zuletzt bearbeitet: 11.05.2006 nach oben

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