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Eine Chance zu überleben

Manfred Lautenschläger stiftet 300.000 Euro für die klinische Prüfung einer vielversprechenden neuen Therapie von Bauchspeicheldrüsenkrebs

Manfred Lautenschläger und Prof. Markus W. Büchler Der Aufsichtsratsvorsitzende der MLP AG Manfred Lautenschläger hat der Heidelberger Stiftung Chirurgie 300.000 Euro für eine Studie zur Verfügung gestellt, die eine neue, vielversprechende Behandlungsmöglichkeit für bösartige Tumore der Bauchspeicheldrüse (Pankreas) in Aussicht stellt. Damit erweitert Herr Lautenschläger sein Engagement für die Stiftung und die Chirurgische Universitätsklinik Heidelberg, der er bereits ein jährliches Ausbildungsstipendium für junge Mediziner in Höhe von 25.000 Euro zugesagt hat.

Bei einer Pressekonferenz am 9. Juni 2004 in Heidelberg erläuterte Herr Lautenschläger sein besonderes Engagement für die Pankreasforschung. Vor mehr als 20 Jahren war ihm aufgrund eines bösartigen Tumors die Bauchspeicheldrüse rechtzeitig entfernt worden. "Ich gehöre zu den drei Patienten in Deutschland, die diese schwere Erkrankung so lange überlebt haben."

Das Pankreaskarzinom ist die fünfthäufigste Todesursache durch ein Tumorleiden; jährlich erkranken daran in Deutschland ca. 10.000 Menschen. Bislang sind die Behandlungsergebnisse noch immer sehr limitiert: Weniger als 10 Prozent der Betroffenen leben länger als fünf Jahre. Etwas bessere Chancen haben jedoch Patienten, deren bösartiger Tumor frühzeitig entdeckt und entfernt werden kann; dies ist bei etwa 20 Prozent der Betroffenen möglich.

Kombination aus Chemotherapie, Bestrahlung und Interferon alpha (CapRI)

Die geplante Studie könnte einen Durchbruch für die Behandlung des Pankreaskarzinoms bringen. Dabei soll ein neues Therapieschema, das an der Virginia Mason Clinic in Seattle erstmals erfolgreich getestet wurde, mit der derzeit besten klinisch erprobten Behandlung verglichen werden. In der amerikanischen Klinik wurden Patienten nach Entfernung des Tumors mit einer Dreifach-Kombination aus Chemotherapie, Bestrahlung und Interferon alpha behandelt. Die Ergebnisse dieser Studie waren beeindruckend: Nach zwei Jahren lebten 64 und nach fünf Jahren noch 55 Prozent der Patienten. Allerdings können die Ergebnisse wegen der kleinen Patientenzahl und der fehlenden Kontrollgruppe bislang nicht als Standardtherapie gewertet werden, müssen also klinisch in einer sogenannten randomisierten Studie überprüft werden.

Das neue Behandlungsschema soll nun in der Heidelberger Studie (CapRI für adjuvant ChemoRadioImmuntherapy of pancreatic carcinoma) mit den Ergebnissen der weltweit größten Studie, der ESPAC-1 Studie, verglichen werden, an der die Chirurgische Universitätsklinik Heidelberg ebenfalls federführend beteiligt war. Diese Studie hat gezeigt, dass Chemotherapie nach der Operation die Überlebenschancen erheblich verbessern kann, so eine Veröffentlichung im "New England Journal of Medicine" im März 2004.

Sollten sich die Ergebnisse aus Seattle der geplanten Heidelberger Studie mit zufälliger Verteilung von insgesamt 110 Patienten in einer der beiden Therapiegruppen bestätigen, wäre dies ein wesentlicher Fortschritt in der Behandlung des Pankreaskarzinoms.

Die Behandlung von Pankreastumoren mit Chemotherapie und Bestrahlung hat bislang kein besseres Ansprechen als die alleinige Chemotherapie gezeigt. Daher sind die Heidelberger Chirurgen davon überzeugt, dass die Ursache des extrem guten Erfolges des CapRI-Protokolls die Kombination der Chemotherapie und der Bestrahlung mit Interferon-alpha ist. Wissenschaftliche Untersuchungen zur Wirkweise von Interferon alpha bei Pankreaskarzinom sind deshalb ebenfalls dringend erforderlich.

Webseite der Heidelberger Stiftung Chirurgie: www.stiftung-chirurgie.com.

Literatur

  • Neoptolemos JP, Buechler MW et. al., A Randomized Trial of Chemoradiotherapy and Chemotherapy after Resection of Pancreatic Cancer, New England Journal of Medicine 2004;350:1200-10.
  • Picozzi VJ, Kozarek RA, Traverso LW.: Interferon-based adjuvant chemoradiation therapy after pancreaticoduodenectomy for pancreatic adenocarcinoma. Am J Surg. 2003 May;185(5):476-80.

Bildunterschrift: Manfred Lautenschläger (links), Aufsichtsratsvorsitzender der MLP AG, hat der Heidelberger Stiftung Chirurgie 300.000 Euro gestiftet. Rechts Prof. Dr. Dr. h.c. Markus W. Büchler, geschäftsführender Direktor der Chirurgischen Universitätsklinik.
Bildquelle: Petra Pflanz, Medienzentrum des Universitätsklinikums Heidelberg

zuletzt bearbeitet: 14.06.2004 nach oben

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